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© Harald de Bary
photographic pictures © Egbert Polski
Some pictures by Erika de Bary

Johann Konrad Eberlein über Harald de Bary

Harald de Bary in workshop

Nach 1945 standen die bildenden Künstler vor dem Problem, einerseits die Katastrophe und ihre Folgen unbe­schönigt wahr­zu­nehmen, zugleich aber andererseits nach nicht­affirmativen Antworten suchen zu müssen. Die Kunst wurde zu einer Grazie mit gebrochenen Flügeln. Innerhalb der Malerei war die Richtung des "Informel" ein solcher Versuch, auf die epochale Katastrophe richtig zu reagieren. Voraus­setzung war die Befreiung der Abstraktion vom bis dahin verbreiteten Vorurteil einer dekorativen, harmlosen und ohne großen Aufwand zu meisternden Kunst­übung. Im Gefolge einer beispiellosen Aufwertung durch Kunst­geschichte, Kunst­kritik und Ausstellungs­wesen, verstärkt durch politische Gründe, wurde das abstrakte Schaffen zur einzig adäquaten Suche nach dem Unbedingten, dem Geistigen geadelt und damit zur Weltsprache der Moderne erhoben. Die "Gegen­stands­losigkeit" allein schien geeignet, die Aufgabe der Bewältigung der Gegen­wart zu lösen. Für ein weites Publikum spiegelte sie die allgemeine Zer­störung wider. Sie konnte aber auch ikonographische Zeichen der Wieder­auf­bau­stimmung enthalten wie die Verwendung von Fund­stücken oder die Spachtel­technik. In zahllosen Werken wurde der Grund­gedanke der Nach­kriegs­zeit, die Suche nach der "Struktur", auf entsprechend gegliederten Bild­flächen oder über serielle Wieder­holungen verbildlicht und damit "untersucht".

Geprägt von äußerster Unmittel­barkeit stellen die Werke de Barys den Betrachter vor grund­sätzlich Unerwartetes. Unter den deutschen Vertretern des Informel ragt er durch die Spontaneität seiner persönlichen Sicht und die Unge­zwungenheit ihrer formalen Umsetzung heraus. Sein Schaffen ist eine vom Standpunkt völliger Un­ab­hängig­keit aus geführte Kommunikation, die ihre Adressaten allein über ihre Formulierungen erreichen will, die nach dem Willen ihres Urhebers in jeweils neu bestimmte künstlerische Formen gefaßt sind.

Harald de Bary in workshop

Harald de Bary (geb. 1935 in Frankfurt/Main) gehört zur jüngeren Generation der deutschen "Informel"-Künstler. Der Maler und Pfarrer der Christen­ge­mein­schaft Johannes Rath (1910-1973) hatte den Jungen, der einer altadeligen Familie enstammte und in seiner total zerstörten Heimat­stadt aufwuchs, zur abstrakten Malerei geführt. Nachdem er noch als Schüler 1954-56 Unterricht bei dem Mitglied der Gruppe "Quadriga" Heinz Kreutz erhalten und damit eines der Zentren des deutschen "Informel" kennen­gelernt hatte, studierte er 1956-60 in Stuttgart bei Heinrich Wildemann (1904-1964), einem der wichtigsten Vertreter der gegen­stands­losen Malerei im Nach­kriegs­deutschland. Ohne diese Anregungen je zu verleugnen, löste sich Harald de Bary nach dem Studium doch so weit von ihnen, daß er sie in eine eigene Bildästhetik einfügen konnte. Er entwickelte ein außerordentlich weites Spektrum an formalen Darstellungsmitteln, die sich als Verwandlungen thematischer Anregungen lesen lassen. Die Anknüpfung an die Kinderbilder, religiöse Themen, das Verfallene und Ruinöse, beschworen nicht zuletzt über Fundstücke, akzentuieren sein Schaffen ebenso wie z. B. die Reminiszenzen der Afrika­reisen, zu denen ihn seine Mutter, die Schrift­stellerin und Afrika­reisende Erica de Bary, anregte. Mit den Aus­drucks­mitteln des "Informel" wurde das Selbsterlebte zum Reflex der Zeit und der Frankfurter Patrizier damit zu einem Chronisten, der das "Geistige" in Gestalt des abstrakten Bildes aus psychologischen Vor­aus­ssetzungen extrahierte, die ihren jeweiligen Ort haben. Die Spann­weite der beschworenen Empfindungen reicht vom Kindlichen über das Ironische, das Abseitige, aber auch das Religiöse, das Dominante bis zum Natürlichen oder Lieblichen. Das soziale Thema der "Strukturen" wird mit seriellen Schöpfungen behandelt, zu denen die vielen Strich­zeichnungen gehören, die aber auch als "Schlag­bilder" abgründige psychische Dimensionen ansprechen.

Harald de Bary in workshop

Geprägt von äußerster Unmittel­barkeit stellen die Werke de Barys den Betrachter vor grund­sätzlich Unerwartetes. Unter den deutschen Vertretern des Informel ragt er durch die Spontaneität seiner persönlichen Sicht und die Unge­zwungenheit ihrer formalen Umsetzung heraus. Sein Schaffen ist eine vom Standpunkt völliger Un­ab­hängig­keit aus geführte Kommunikation, die ihre Adressaten allein über ihre Formulierungen erreichen will, die nach dem Willen ihres Urhebers in jeweils neu bestimmte künstlerische Formen gefaßt sind.

Johann Konrad Eberlein





Johann Konrad Eberlein hat eine umfassende Monografie über Leben und Werk von Harald de Bary geschrieben. Das Buch ent­hält auch ein (zum Zeit­punkt der Ver­öffentlichung) voll­ständiges Werkver­zeichnis: Harald de Bary - Leben und Werk / Life and Work